Als in der Woche die Temperaturen wieder etwas unten waren, haben ich die Gunst des Klimas genutzt, um Blutegel anzusetzen.
Zwar nicht bei Jarote – interessant ist es aber trotzdem!
Erster Patient: mein 25jähriger Pit, der beginnende Anzeichen von EOTRH (Equine Odontoclastic Tooth Resorption and Hypercementosis) hat. Bekannt auch als die Krankheit, bei der die Schneidezähne gezogen werden müssen.
Aus noch nicht erforschter Ursache kommt es bei vorwiegend älteren Pferden oder Robustpeferderassen (z.B. Isländern) zu zahnauflösenden Prozessen an den Schneide- und Hengstzähnen sowie zur Zerstörung von Kieferknochensubstanz. Das Zahnfleisch zieht sich zurück. In diesem Prozess wird Zahnsubstanz abgebaut. Der Körper reagiert mit einem vermeintlichen „Reparaturprozess“ – Zahnzement wird an den Wurzeln zuggebildet. Im Endstadium ist das für das Pferd sehr schmerzhaft.

Symptome, die auf die Krankheit hinweisen sind:
– Probleme beim Abbeißen von Möhren oder hartem Brot
– Eiterbläschen (Fisteln) am Zahnfleisch
– verdicktes, wulstiges Zahnfleisch
– Zahnfleischrückgang
– Empfindlichkeit / Widerwillen beim Anfassen des Mauls
– Lockerung der Schneidezähne
– Futter zwischen den Zähnen
– Mundgeruch
– Schwächung Immunsystem / Stoffwechselprobleme

Ein guter Zahnarzt wird vor Extraktion der Zähne alle Symptome abklopfen und in jedem Fall ein Röntgenbild machen, um zu entscheiden, ob und welcher Zahn gezogen werden muß. In den seltensten Fällen müssen alle (!) Zähne auf einmal raus! Bitte seid da sehr kritisch.

Ist die Krankheit noch nicht so weit fortgeschritten (wie bei Pit) kann man den chronischen entzündlichen Prozessen an den Zahnwurzeln auch mit Blutegeln und deren „Wundersekret“ begegnen. Die Wirkungsweise (schmerzreduzierend, entzündungshemmend, blutverdünnend, gesundes Zellwachstum begünstigend) habe ich ja schon Anfang Juli hier beschrieben. Der Zahnarzt kann auch die Schneidezähne etwas mehr als nötig kürzen, um hier den Druck zu minimieren. Grundsätzlich sollten die Pferde 1x im Jahr dem Zahnspezialisten (!) vorgestellt werden.

Weitere Fälle:
– Massive Schwellung an der Röhre Hinterhand nach Griffelbein-OP. Tierarzt prognostizierte, dass das Bein nie wieder dünn werden würde. Blöd, weil jede Volumenvergrößerung, bzw. Raumeinnahme durch Gewebe das Pferd beeinträchtigt und zu Schmerzen / Unwohlsein führen kann. Nach zweimaliger Blutegel-Anwendung ist von der Schwellung nichts mehr zu sehen.

– Sarkoid bei einem Spanier: hier hat der Egel sich direkt mitten ins Geschehen gebissen. Über den Verlauf der Entwicklung werde ich berichten…