Verladen verkehrt herum… Warum macht man das? Für uns als Mensch ganz lustig anzuschauen – für die Pferde aber eine ziemlich kniffelige Geschichte. Zum einen müssen sie sicher rückwärts führbar sein (geradeaus, die Rampe hoch und dann noch in den engen Spalt hinein) zum anderen müssen sie großes Vertrauen in den „Führenden“ haben, denn sie laufen mit dem Po zuerst (und damit mit ihrem „blinden Spot“) in ein dunkles Loch. Auch wir Menschen hätten da ein mulmiges Gefühl…
Ich kann mich gut erinnern, wie schwierig das Thema „Verladen“ mit meinem Pit in den Anfängen unserer Partnerschaft war. Mal ging er auf den Hänger – mal nicht. Ich konnte aber nicht sagen, woran es lag und wenn er nicht drauf wollte – ich gebe das gerne zu – habe ich DAS auch schon mal persönlich genommen. Ich hatte ja aus meiner Sicht immer das gleiche in bester Absicht getan.
Als ich mit der Jagdreiterei anfing, war ich viel allein mit dem Pferd unterwegs. Vor jedem Termin hatte ich Bauchweh, konnte nicht schlafen – mit stand der Verladeprozess einfach bevor und ich wußte nie, wie lange es mal wieder dauern würde. Furchtbares Gefühl!
Nach einer Jagd kam dann das entscheidende Erlebnis: mein Pferd machte auf dem Weg in den Hänger auf der Rampe kehrt und galoppierte von dannen. Auf einer Bundesstraße!!! Wir könnten ihn wieder einfangen – nichts ist passiert. Aber mein Entschluss stand jetzt fest: ab sofort geht mein Pferd allein und voraus in den Hänger. Immer. Zu jeder Tageszeit. Und so oft ich will. Ich wollte endlich keine Angst mehr haben und schon gar nicht abhängig von irgendwelchen blöden Hilfsmitteln wie Gerten, Longen, Besen oder sonst was sein. Da ich offensichtlich das Problem allein nicht lösen konnte, habe ich mir damals Hilfe geholt. Wir haben im Prinzip nur Führtraining mit dem Pferd gemacht und dabei auch ganz viel von meinem falschen Verhalten im Umgang mit meinem lieben Pit korrigiert. Das ist nun schon 16 Jahre her und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich durch meine Ausbildung und die Erfahrungen, die ich in vielen Verladeprozessen inzwischen sammeln konnte, sagen kann: ich habe keine „Angst“ mehr vor Pferden, die nicht einsteigen wollen. Ich beherrsche eine Technik, die es mir ermöglicht, auch die Pferde, die das Vertrauen verloren haben, wieder zu überzeugen, dass ihnen in dem Ding nichts passiert. Bei dem einen geht es schneller – bei dem anderen müssen die Schritte etwas kleiner gewählt werden.

Für mich ist es SEHR wichtig, dass die Pferde vertrauensvoll und zu jederzeit in den Hänger einsteigen können/wollen. Man muss sich dafür bewußt Zeit nehmen, um das zu üben. In vertrauter Umgebung mit viiiieeel Geduld. Ohne Druck, dass man „nach hause“ oder in einem Notfall das Pferd in die Klinik transportieren muss. Im letzten Fall funktioniert übrigens der Trick mit dem Futter auch nur eingeschränkt!
Daher bin ich sehr stolz darauf, dass meine Pferde beide nicht nur vorwärts, sondern auch rückwärts einsteigen. Auch wenn sie das natürlich nicht wirklich müssten ;-)