Ich wollte immer schon mal das natürliche Herdenverhalten beobachten. Über Tage. Mit all seinen Irrungen und Wirrungen. Eskalationen und Beruhigungen. Schmuserein, Rangelein, Antipathien und Sympahtien….Ich dachte, ich fliege dafür mal nach Amerika und beobachte die freien Mustangs in der Weite des Landes. Irgendwann…. Nun weiß ich: ich muß gar nicht weit fliegen, um dieses super interessante natürliche und unverfälschtes Verhalten der Pferde beobachten zu dürfen. Das gibt es auch in Köln!!!

Die letzte Woche habe ich mehrere Tage 8- 10 Std. an der Weide verbracht. Die Integration eines jungen Wallaches in eine gemischte Herde ist eine zum Teil recht wilde Sache. Ein junges Pferd, das kräftig und ungestüm ist, wenig souverän – eher aufgeregt und unsicher – und alle Mühe hat, seinen Platz zu finden, braucht einfach seine Zeit. Die Herde, in die Jarote integriert wurde ist eine gemischte Herde (Stuten & Wallache) mit Pferden im Alter von 3 – 24. Seinen Platz in der Herde zu finden, ist das eine – das Bedürfnis, eine Stute für sich zu gewinnen, das andere. Stuten werden bei Neuzugang von einem männlichen Pferd gerne mal spontan rossig. Das war für meinen Kleinen eine echte Überforderung. Zumal die Damen ein paar Tage später schon gar nicht mehr rossig waren und ihm das entsprechend heftig gezeigt haben. Damit kommt schon ein erfahrener Kerl nicht klar. Und der kleine Jarote hat oft doof aus der Wäsche geguckt. In der Herde herrschte die ersten Tage viel Bewegung. Stuten wanderten von einem Verband in einen anderen. Die Wallache, die ihre Gruppen bisher sicher um sich herum wußten, mußten plötzlich wieder kämpfen, um ihre Mädels bei sich zu behalten. Wurden Pferde von den Besitzern von der Weide geholt entstand Unruhe, weil auch das für einen kurzen Moment wieder eine neue Konstellation geschaffen hat. Ebenso, wenn die Pferde dann wieder zurück gekommen sind. All das ist sehr normal und „Mensch“ tut gut daran, sich aus allem erst einmal herauszuhalten, damit die Positionen schnell und deutlich geklärt werden können. Zum Glück haben wir eine starke, verständnisvolle Stallgemeinschaft, die über die Woche interessiert und kooperativ an dem Integrationsprozess mitgewirkt hat. Dafür bin ich sehr dankbar.

Nun gehen wir in die zweite Woche und ich hoffe, Jarote kommt zur Ruhe. Legt sich zum Schlafen auch mal hin und kann mit der Genesung seiner vielen Blessuren beginnen. Er hat viele Schürf- und Bisswunden und zwei dicke Hämatome am Hals und an der Brust. Sicherlich steht das eine oder andere Gelenk in den Wirbelkörpern auch nicht mehr korrekt – aber (ich klopfe hier auf Holz!) die Beine sind unverletzt und klar. Und das ist die Hauptsache.