Ja, wir leben noch.
Es ist so viel passiert seit dem letzten Eintrag…. Manchmal braucht man dann einfach eine Pause, um wieder mit neuer Motivation weitermachen zu können.
Ich will mein Bestes geben und meine Pferde Jarote und Pit (denen geht es gut) sind dabei unterstützend an meiner Seite. Durch sie bekomme ich immer wieder neue Impulse, die für mich wichtigen Themen zu „beschreiben“.
Ein Erlebnis war in den ersten Monaten dieses Jahre sehr bewegend und hat Einiges in meiner Wahrnehmung zu Mensch und Tier verändert. Jarote und Pit hatten damit erstmal nix zu tun, profitieren seitdem aber enorm ;-)
Im Januar habe ich zum Abschluß meiner Ausbildung zur Pferdeverhaltenstherapeutin eine Woche in Kalifornien auf der „Return to Freedom“ Auffangstation mit wilden Mustangs gearbeitet. Diese Pferde hatten bisher noch keinen körperlichen Kontakt zu Menschen. Wir bezeichnen das auch als „roh“.
Leider war es uns untersagt, während dieser Zeit Videos oder Fotos zu machen. Aber auf der Website / facebook von RTF bekommt Ihr einen guten Eindruck von der Situation und den Pferden dort.
Die Arbeit mit diesen Tieren hat mich nocheinmal mehr in meiner eigenen Körperwahrnehmung und Beobachtungsgabe geschult. Die Mustangs haben in Freiheit ja erst mal keinen Grund, sich uns Menschen anzuschließen. Wir können aber ihr angeborenes „Neugierde-Verhalten“ dafür nutzen, dass sie sich für uns interessieren und wir ihnen näher kommen dürfen. Die Betonung liegt hier auf dem unterstrichenen Wort! Die Arbeit war geprägt von einem liebevollen und völlig gewaltfreien Anfragen und geduldigem Warten auf die Reaktion des Pferdes. Diese hochsensiblen Tiere (das sichert ihnen als Fluchttier in der Wildnis das Überleben) nehmen dabei die leiseste Anspannung in unserem Körper – ach was – bereits in unseren Gedanken wahr und reagieren darauf. Ein Atemzug, ein Augenaufschlag, der Ansatz einer Bewegung – die Reaktion erfolgte prompt. SEHR ungewohnt für uns Pferdebesitzer, die wir uns schon daran gewöhnt haben, dass Pferde so gut (in unserem Sinne) funktionieren und den Wust an Kommunikation, den wir ihnen im Alltag entgegenschleudern, umkommentiert über sich ergehen lassen. DAS ist nicht normal, sondern gelernt / konditioniert. Im Grunde sind aber auch unsere domestizieren Pferdchen im Stall auf der Suche nach verständlicher „pferdischer“ Kommunikation, die ihnen Sicherheit gibt.
Neben dem Trainingseffekt für uns Studenten hatte die Arbeit mit den Mustangs auch einen wichtigen Sinn: wir wollten erreichen, dass die Pferde dem Menschen vertrauen uns sich von ihnen anfassen, halftern und führen lassen. Pferde, die das nicht kennen, können auch nicht behandelt werden. Tierärztliche Versorgung, notwendige Pflege der Hufe oder auch eine Kastration ist nur sehr aufwändig und für das Pferd unter oft nur traumatischen Bedingungen möglich.
Im nächsten Beitrag will ich mehr über die Woche und die Lernschritte für Pferd und Mensch berichten.