Das Heunetz (ich sprechen hier von dem engmaschigen Ding, das den Pferden die Zeit vertreiben soll) ist so eine Sache, die man (also ich auch) benutzt, weil das ja alle so machen und schon immer gemacht haben. So richtig über Vor- und Nachteile denkt man eher weniger nach. Warum auch? Das Gute an Zeit und Entwicklung ist, dass es immer mehr Studien zu den unterschiedlichsten Pferdethemen gibt. und so haben sich schlaue Menschen auch mit dem Für und Wider von Heunetzen beschäftigt. Finde ich toll – wieder was gelernt und verstanden. Ich will meine Erkenntnis hier gerne teilen:

Die Motivation, dem Pferd ein engmaschiges Heunetz hinzuhängen, ist ja immer eine gute. Wir wollen die Fresszeiten verlängern und das Pferd beschäftigten. Manchmal soll auch die Futterzufuhr erschwert werden, damit ein z.B. leichtfuttriges Pferd nicht zu dick wird. Oft möchte man auch verhindern, dass das Pferd das Heu in der Box verschmutzt oder zertritt. So weit die „Vorteile“.
Die Nachteile überwiegen leider:
– die Heunetze werden hoch gehängt, damit das Pferd nicht reintreten kann. Das führt zu einer erhöhten Fressposition des Kopfes, was unphysiologisch ist und Verspannungen, Schmerzen und Blockaden im Kiefer, Genick und Halswirbelbereich nach sich ziehen kann. Ebenso wird die Muskulatur der vorderen Extremitäten über einen langen (Fress)Zeitraum unnatürlich belastet, weil sich das Pferd zum angestrengten Rupfen in den Boden stemmen muß.
– der Kunststoff der Heunetze wird schon nach kurzer Zeit (6-8 Monate) hart und porös und führt zu vermehrtem Abrieb der Schneidezähne
– das Pferd „ergattert“ immer nur kleine Portionen Heu (gewünschter Effekt), was zu Frustration und Gier führen kann. Oft wird das Heu dann nur unzureichend zerkaut. Das kann zu Fehlgärungen im Darm, Kotwasser oder sogar Koliken führen. Insgesamt haben Forscher festgestellt, dass die Speichelbildung nur reduziert stattfindet. Der Speichel mit seinem basischen PH-Wert ist aber enorm wichtig, um die Magensäuren abzupuffern. Magengeschwüre können die Folge sein.
– es gibt ein nicht unerhebliches Verletzungsrisiko: die Pferde bleiben mit den Hufen / Eisen oder Zähnen in den Maschen hängen, Verschlüsse von Decken können sich verhaken und manche Pferde haben es sogar geschafft, sich Gliedmaßen mit den Seilen zu strangulieren.

Quintessenz für mich: ich verwende das Heunetz niemals ausschließlich und wenn überhaupt, dann immer nur für sehr kurze Zeit (z.B. während des Putzens). Ich benutze im Hänger immer ein Netz mit großen Maschen, aus dem das Pferd das Futter leicht lösen kann. Für das Problem der Verschmutzung in der Box könnte man das Heu auch aus Heuboxen füttern, die mit grobmaschigen Netzen abgedeckt werden können.